600 MIO. - FREUNDE UND KOMPLIZEN, 2013/2014
Foto © Max Kropitz / buero bauer
600 Mio. - Freunde und Komplizen, Ausstellungssituation, Künstlerhaus Wien
Foto © Max Kropitz / buero bauer
Christian Helbock und Markus Lobner dokumentieren räumliche und
institutionelle Veränderungen der Gesellschaft bildender Künstlerinnen
und Künstler Österreichs - etwa den Einzug des Stadtkinos oder des
Festivalzentrums der Wiener Festwochen ins Künstlerhaus. Begleitend
werden Interviews mit den Kooperationspartnerinnen und Partnern des
Hauses geführt: mit der Architektin Gabu Heindl, die den Umbau des
Kinofoyers verantwortet, den Gastronomen von "Ludwig & Adele", dem
Festwochen-Intendanten Markus Hinterhäuser und der Intendantin Frie
Leysen, dem Künstler Ricardo Basbaum und dem Filmemacher und Autor
Alexander Kluge. Auch während der Ausstellung werden in dem speziell
dafür entworfenen Produktions- und Projektions-Display weitere Interviews
mit Freunden und "Komplizen" durchgeführt. Diese werden laufend in das
Video-Programm eingearbeitet.
Video: Freunde und Komplizen - Aufbau Spiegel
600 Mio. - Freunde und Komplizen
Im Jahr 1996 bot ein japanischer Investor 600 Millionen Schilling für Grundstück und Gebäude
der Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs. Seitdem ist das Interesse
am Haus gewachsen während das öffentliche und auch das ganz individuelle Interesse an der
Künstlervereinigung abgenommen haben. Ist nun tatsächlich der einzig verbliebene Vermögenswert
das Haus?
Das Künstlerhaus, Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs hat in seiner
über 150-jährigen Geschichte viele Turbulenzen erlebt: von der selbstorganisierten, unabhängigen
Künstlerschaft hin zu wechselnden Abhängigkeiten von staatlichen Institutionen, Unternehmen
und Privatpersonen, von Verkaufs- und Besuchsrekorden bis hin zum wirtschaftlichen Beinahe-
Bankrott und zur Teilschließung. Auch wenn es die von Präsident May (1945-1954) lakonisch
benannte "Periode der Fortwurstelei" gegeben haben mag, finden sich auch Phasen, in denen
man auf wirtschaftliche Herausforderungen aktiv reagierte und geradezu kühne Konzepte
entwickelte, die erfolgreich zwischen künstlerischen, gesellschaftlichen und kommerziellen Agenden
balancierten. Die wichtigsten Überlegungen werden in 600 Mio. (Freunde und Komplizen) vorgestellt
und diskutiert.
Im Mittelpunkt der Ausstellung 600 Mio. (Freunde und Komplizen) stehen Zahlen. Sie bilden
monetäre Werte ab, die mit der Geschichte der Künstlergemeinschaft verknüpft sind. Der Untertitel
hebt die Rolle von Freundschaft und Komplizenschaft als zentrale Aspekte in der Geschichte der Institution
hervor, wobei Komplizenschaft in doppelter Hinsicht zu verstehen ist: zum einen im Sinne einer
strategischen Verbindung, die es erlaubt, emanzipative Vorhaben durchzusetzen, zum anderen im Sinne
einer Verstrickung in wirtschaftliche und politische Machtverhältnisse.
Die Ausstellung stellt die Frage, wie man im Feld der Kunst auf eine zunehmende gesellschaftliche
Ökonomisierung reagieren bzw. wie eine Kunstinstitution im wirtschaftlichen Bereich agieren kann,
ohne die Gemeinschaft und das Gemeinwohl aus den Augen zu verlieren? Die Ausstellung 600 Mio.
(Freunde und Komplizen) untersucht die 150-jährige Geschichte des Künstlerhauses und richtet den
Blick gleichermaßen in die Zukunft, indem sie fragt: was wäre wenn? So werden historische Formate
- wie permanente Ausstellungen, Atelierschauen, Clubabende - reaktiviert und so führen Christian Helbock
und Markus Lobner Interviews mit Freunden und "Komplizen" des Künstlerhauses und stellen diese aus.
Aus der für 2016 geplanten internationalen Schau zu Freunde und Komplizen werden vorab drei
künstlerische Positionen präsentiert: Goldin + Senneby, Isa Rosenberger und Superflex.
(Barbara Steiner)
What is the value of an art association? What is the value of communality?
In 1996, a Japanese investor offered 600 M. Schilling for the premises of the Künstlerhaus,
Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs (Association of Austrian Visual
Artists in Vienna). Since then, the interest in the premises has been growing and the interest
in the artistic activities and in the programme has been diminishing. This serves as point of
departure for the title of the project, which poses the urgent question: are the only remaining
assets the building and the land?
600 M.--Friends and Accomplices places emphasis on how to respond to processes of economization
from the perspective of artists and art institutions, without giving up an interest in communality
and common goods. The project examines the 150-year-old history of the Viennese art institution
--with particular consideration of its outstanding economic history--and looks into the future. In 22 chapters,
it presents the most significant ventures of the past. Central to the project are numbers, which depict
monetary values connected to art and economy. The subtitle refers to friendship and complicity as important
factors by which institutions are founded and shaped. Complicity is understood in two ways: On the one hand,
it can be seen as a strategic bond, which allows pushing on emancipatory agenda, and on the other hand it
shows powerful political and economic entanglements, which hinder emancipation.
Within the frame of 600 M.--Friends and Accomplices, historical formats, such as the so-called permanent
exhibition and the studio shows, basically two sales shows from the 19th century and early 20th century,
and the "club evenings" (debates held by members and guests) are reactivated. Between now and the
beginning of 2016, a total of ten commercial and non-commercial formats will be reactivated--such as a library,
reading, music, study room, a bookstore and shops. In the first staging of Friends and Accomplices,
artworks by Goldin+Senneby, Superflex and Isa Rosenberger--anticipating the continuation of the project
in 2015 and 2016--and interviews with friends and "accomplices" by Christian Helbock's and Markus Lobner
are shown. Goldin+Senneby's proposal for 2016 might have the strongest impact on the upcoming show:
They suggest placing the full budget for the upcoming exhibition in 2016 (including production funds,
fees for artists, etc.) in one of the trading strategies they have developed within The Nordenskiöld Model,
and let the performance of this trading determine the actual budget for producing that show.
Curated by Barbara Steiner
Display by buero bauer
Film installation Christian Helbock and Markus Lobner
Artists: members of the Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs, Künstlerhaus, and Guests: Goldin+Senneby, Superflex and Isa Rosenberger
Website: http://www.k-haus.at/600mio/
Videos:
Stadtkino, Mediengespräch, 2013, HD, 5 min
Stadtkino, Umbau Foyer, 2013, HD, 2 min
Stadtkino, Eröffnung, 2013, HD, 2 min
Stadtkino, Interview Gabu Heindl, 2013, HD, 10 min
Stadtkino, Interview Lukas Bereuter, 2013, HD, 5:30 min
Wiener Festwochen, Interview Markus Hinterhäuser, 2014, HD, 7 min
Wiener Festwochen, Interview Frie Leysen, 2014, HD, 7:30 min
Wiener Festwochen, Tsai Ming-liang, 2014, HD, 3:30 min
Wiener Festwochen, Interview Alexander Kluge, 2014, HD, 3:30 min