Christian Helbock

FREUND & FEIND, 1993

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FREUND & FEIND, Bürogemeinschaft Schottengasse, Wien, 1993




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Skizze



FREUND & FEIND

 

Konzept

 

Geplant ist die Umgestaltung des Plenarraumes, der den verschiedenen Gruppen der Bürogemeinschaft Schottengasse für interne als auch externe Veranstaltungen zur Verfügung stehen wird. Der bisher in mehrfacher Hinsicht genutzte Raum (Bibliothek, Lese- und Arbeitsraum, Veranstaltungsort, allgemeiner Aufenthaltsraum, etc.) soll, ausgehend von seiner architektonischen und installationstechnischen Gegebenheit, in seiner Grundstruktur kenntlich gemacht werden. Über ästhetische und soziale Begriffe ist die Vereinheitlichung disparater Elemente angestrebt bzw. soll eine wesentliche Ortsbestimmung in inhaltlicher als auch formaler Richtung die Verwendung innerhalb des sozialen Raumes regeln.

 

 

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Der architektonische Raum

 

bildet notwendigerweise den Grund sowohl für den sozialen als auch künstlerischen Ort. Zu Grundierungsarbeiten gehören im speziellen Falle das Entfernen aller Holzverkleidungen von den Wänden, das Entfernen sämtlicher Lackierungen von Türen, Türstöcken, Heizkörpern, Heizkörperleitungen, Fenstern und Fensterstöcken. Decke und Wände werden von früheren Farbschichten befreit, Kamintüren und Ofendeckel abgeschliffen. Die Leitungen für Steckdosen, Lichtschalter sowie für die Raumbeleuchtung werden neu geschaffen, die Lichtquellen einheitlich organisiert. Alle Wandteile werden geweisst, ebenso die Fensterrahmen. Sonstige Materialien sollen in ihrer jeweiligen Eigenart (Holz als Holz, Metall als Metall, usw.) bewahrt werden.

 

 

Der soziale Raum

 

kann in die so herausgestellte Architektur eingepasst werden. Das sprachliche Klischee FREUND & FEIND bezeichnet das Wesen antinomischen Denkens, markiert aber als Begriffspaar jenes Betätigungsfeld selbst, um das es hierorts besonders zu tun ist. In die verschiedenen Sprachen der österreichischen Nachbarländer übertragen, innerhalb des Raumes geografisch ausgerichtet und der jeweiligen Wandfläche zugeordnet, eröffnet sich die hinter der Mauer in scheinbarer Ferne liegende Problematik der Nationalitäten, ethnischen Gruppen und Individuen.

 
Dabei ist die Auswahl der Sprachen eine exemplarische und jede der letztlich sechs Sprachen (deutsch, tschechisch, ungarisch, serbokroatisch, italienisch und jiddisch) erhält ihre eigene Typografie und den Platz auf einer der sechs, in der Raumanlage dafür geeigneten, Wandflächen. Durch die Verschränkung der ethnischen Begriffe als auch Schriftzeichen wird die Dialektik von FREUND & FEIND noch zusätzlich in den Kategorien des architektonischen Raumes thematisiert. Das Soziale harmonisiert hier auch ästhetisch gesehen heterogene, räumliche Aspekte.

 

 

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Der künstlerische Raum

 

ist die angemessene Antwort auf die sowohl räumliche Gegebenheit als auch auf die soziale Bestimmung, welche im Zeichen FREUND & FEIND (als Sprache) eher diskursiv-assoziativ behandelt wird. Auf der möglichst konkreten Ebene, jener der horizontalen und vertikalen Ausdehnung jeder Wandfläche sowie der der Dreidimensionalität des Raumes, werden Wandzeichen geschaffen, welche quasi wie Klammern innerhalb des architektonischen Raumes neue Räume schaffen und die darüber hinaus die gegenseitig notwendige Verbindung und Verschränktheit der Begriffe Freund und Feind anschaulich machen.

 
Die Wandzeichen haben die Figur des Winkels, der abwechselnd nach rechts oder links geöffnet ist. Die vertikal aufstrebende Gerade trifft sich mit der horizontalen Gerade rechtwinkelig im oberen Wanddrittel, wobei sich konsequent je zwei Figuren gegenüber- bzw. entgegenstehen.

 

 

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Die sich gegenüberstehenden Figuren ergeben Subräume innerhalb des architektonischen Raumes, den sie so in zwei Hälften gliedern. Ein dritter solcher Subraum verweist, da die Fensterseite herausstellend, auf den äusseren Raum, allgemein gesprochen auf die Umwelt. Da diese Zeichen in den drei Grundfarben blau, rot und gelb ausgeführt werden, wiederholt sich zum Einen jede Farbe einmal, als rechts- oder linksgerichteter Winkel, zum Anderen ergänzen sich jeweils blau/gelb, rot/blau und gelb/rot zu sogenannten Subräumen. Dieselben Farben sperren sich hingegen auf der gegenüberliegenden Seite gegeneinander. So geht, kann man sagen, blau mit gelb eine Beziehung ein bzw. nicht, geht blau mit rot eine Beziehung ein bzw. nicht und geht blau mit sich selbst (als andersverlaufendes, nichtidentisches Zeichen) eine Beziehung ein. So ist letzten Endes das Problem der Komplementarität von Farben, von möglichen Verbindungen und möglichen Kontrasten, dem verwendeten Zeichen (FREUND & FEIND) verwandt und fügt sich ein, in die Einheit des Raumes.

 
(Christian Helbock, 1993)